Frauenleben – Frauenbilder

Noch nie hatten Frauen so viele Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten wie heute – theoretisch.
Die gestiegene biologische Lebenserwartung und die Vielfalt der Lebensformen erfordern ein hohes Maß an Orientierungsfähigkeit, für das es praktisch kaum Vorbilder gibt
(Zu möglichen Vorbildern siehe: Zeitbilder - Frauen in Deutschland. Eine Geschichte in Bildern, Quellen und Kommentaren von Gabriele Muschter und Rüdiger Thomas. Bundeszentrale für politische Bildung, 2015).

In unserer Gesellschaft sind die gängigen Frauenbilder mit den individuellen Wünschen und Vorstellungen sowie den natürlichen weiblichen Körperrhythmen nicht immer zufriedenstellend in Einklang zu bringen.

Zwischen Eisprung und Karrieresprung
Welchen Wert haben Ausbildung und Berufserfolg?
Welche Bedeutung hat Partnerschaft?
Welchen Stellenwert hat Mutterschaft?
Was sollten Frauen über ihren Körper wissen?
Wie sollten sie mit ihrem Körper umgehen, damit er ihnen lange treu bleibt?

Ein Bild vom eigenen Leben entwickeln, rechtzeitig erkennen und akzeptieren, dass in keinem Frauenleben – egal wie lang es ist – alle Facetten erlebt werden können bedeutet auch, regelmäßig zu reflektieren:

Was will ich?
Was kann ich?
Was ist mir verwehrt?
Was gelingt mir?
Was ist mir misslungen?
Was sind meine Entscheidungskriterien?
Wer unterstützt mich?

Die Frau erfindet sich neu in unserer Gesellschaft:
Wen die Muse küsst, diesem Menschen öffnet sie weite Bereiche seines Unbewussten.
Wen die Muse küsst, diesem Menschen schärft sie das Gedächtnis. Denn:

 

 

 

Schönheit ist Freiheit in der Entscheidung

Friedrich Schiller, 8. Februar 1793

 

 

Tu Deinem Körper Gutes, damit Deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.

Teresa von Avila

Lust auf Leben und Freude am Leben zu entwickeln und zu behalten - und zwar ein Leben lang - bedeutet für jede Frau ganz individuell den eigenen Weg zu finden und dabei zu entdecken, was einem persönlich wichtig oder unwichtig ist.

Sich dem Wesentlichen im Leben zu widmen heißt, das Heute zu genießen, sich nicht unnötig zu sorgen, heißt loslassen können und sich nicht für alles und jedes verantwortlich zu fühlen.

Insbesondere Frauen neigen infolge ihrer Erziehung dazu, sich für alles verantwortlich zu fühlen. Leider vergessen sie dabei sich selbst nur allzu oft. Sich selbst wichtig nehmen, sich zu akzeptieren und zu lieben, ist aber dringend notwendig, um eine gesunde Sichtweise und Gefühlswelt aufzubauen. Gelingt dies nicht, bleiben wir abhängig vom Urteil anderer. Abhängigkeit aber untergräbt das Selbstbewusstsein, im schlimmsten Fall verhindert sie die Entwicklung desselben.

Um sich rundum wohl zu fühlen, gesund zu sein und zu bleiben, müssen wie bei einem Puzzle viele Teile miteinander verknüpft werden: Kopf (Geist), Bauch und Gefühl (Intuition), Seele und Körper. Aus dieser Gemeinsamkeit entsteht ein Ganzes, nämlich Freude am Leben ein Leben lang. Im eigenen Körper zu Hause sein und mit der eigenen Persönlichkeit im Einklang zu leben, ist auch die Chance, der Umwelt mit mehr Toleranz und Verständnis gegenüberzutreten.

Auf die Frage: „Wie geht es?“, antworten nicht wenige Menschen mit einer Aufzählung von Beschwerden und medizinischen Befunden. Wie sich das Beklagte für sie wirklich anfühlt, dafür finden sie sehr oft keine passenden Worte. Kaum einer wagt es, dem eigenen Empfinden mehr zu trauen als medizintechnischen Messdaten. Die Furcht, als „Weichei“ oder „Hypochonderin“ angesehen zu werden, ist nicht unbegründet – dabei ist diese Einschätzung nicht selten der verzerrte Blickwinkel des Gegenübers.

Hier lohnt es sich zu fragen: Wo bleibt bei allem Respekt vor gesellschaftlichem Standard und traditionellen Zielvorgaben mein Leben?

Dann systematisch beobachten und sortieren: Was an meinem Leben gefällt mir? Was nicht? Was kann ich ändern? Was muss ich hinnehmen?
Wenn ich etwas ändere – wird es ein Gewinn sein? Bedeutet es vielleicht nur Schaden?

Nicht die wissenschaftlich und gesellschaftlich definierte Norm um jeden Preis als den eigenen „Goldstandard“ akzeptieren, sondern zunächst die eigenen Bedürfnisse und Werte erkennen und dann einen individuellen Lebensweg anstreben, sollte das Ziel sein.

 

 

Was wir wahrhaft sind, die Summe aus der wir keimen, wurzeln, blühen und Früchte tragen, ist gleich da, und immer.

Rahel Varnhagen

 

Frauen 2


Schauen wir uns beim Einkaufen in der Kosmetikabteilung eines Edelkaufhauses um oder im nächsten Drogeriemarkt, auf Plakatwänden, in Anzeigen oder beim Fernsehen, so sehen wir überwiegend junge Menschen mit babyglatter Haut, strahlendem Lächeln, schlanken sportlichen Körpern und makellosen Gesichtern. Die Spiegelbilder unserer Gesellschaft, sollten und sollen wir meinen.

Dieses Bild ist jedoch mehr als realitätsfremd. Ein nüchterner und sachlicher Blick auf die Statistiken zum Alter zeigt, dass im Jahr 2050 jeder dritte Einwohner 60 Jahre oder älter sein wird. Gleichzeitig steigt aber auch das Interesse der Industrie und somit der Werbung an den älteren Mitbürgerinnen. Immer mehr Zeitschriften für die Altersgruppen ab 40, 50, 60 und aufwärts kommen auf den Markt, und auch in den Werbespots tummeln sich flotte Seniorinnen und Senioren. Da kann die einfache Frage: „Sind Falten im Gesicht als äußeres Zeichen der körperlichen Reifung des Menschen ein Makel oder ein Segen?“ schon mal zu einem bedrückenden Problem werden.

Was geht in jungen Frauen und Männern vor, wenn sie sich mit dem Thema Alter befassen? Jeder Mensch sollte sich und seinen Körper kennen lernen. Dies geht aber nur, wenn er um die Abläufe im Körper weiß. Was ist natürlich? Was ist normal? Was weicht völlig von der menschlichen Natur oder von der definierten Norm ab?
Die Lebenserwartung ist in den letzten 100 Jahren gestiegen wie nie zuvor in der gesamten Existenz der Menschheit. So hat ein heute geborenes Mädchen eine Lebenserwartung von 83,6 Jahren, die eines neugeborenen Jungen liegt bei 78,9 Jahren.

Erst durch das immer Älterwerden hat sich ein Phänomen im Bewusstsein der Gesellschaft und dem der Frauen entwickelt, das in früheren Zeiten nur für einzelne eine Rolle spielte: der Übergang der Lebensphase der körperlichen Fruchtbarkeit zur körperlichen Unfruchtbarkeit, die „Wechseljahre“.

„Wechseljahre“ bedeuten, dass die körperliche Fruchtbarkeit der Frau ein Ende nimmt und wieder eine Zeit der körperlichen Unfruchtbarkeit beginnt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Unfruchtbarkeit gleichzusetzen ist mit zwangsläufiger Unproduktivität, die sich in allen Lebensbereichen breit macht. Die körperliche, geistige und seelische Schaffenskraft gleitet nicht schicksalshaft in Passivität oder gar Insuffizienz ab.

„Wechseljahre“ besagen, dass die Aktivität der weiblichen Keimdrüsen, der Eierstöcke, mit der Zeit immer geringer wird, bis sie die Produktion weiblicher Hormone und die Bereitstellung befruchtungsfähiger Eizellen völlig einstellen. Mehr erst mal eigentlich nicht.

 

 

 

Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, dann ist es der Glaube an die eigene Kraft.

Marie von Ebner-Eschenbach

 

 

Während der Beginn der körperlichen Reifung sich inzwischen immer früher einstellt, ist das Ende der körperlichen Fruchtbarkeit der Frau nach wie vor unverändert. Somit hat sich biologisch die Zeit der körperlichen Fruchtbarkeit verlängert.

Gesellschaftlich dagegen hat sich der Zeitraum der Familiengründung und der Erfüllung des Kinderwunsches verkürzt. Die Mütter, die ihr erstes Kind gebären, sind heute im Durchschnitt 30 Jahre alt. Damit umfasst die Zeitspanne für eine spontane Mutterschaft circa 15 Jahre.

Die Annahme, dass mit dem Ende der körperlichen Fruchtbarkeit auch die Schaffenskraft und die Energie der Frau zu Ende geht, ist schlichtweg falsch.

Ein weibliches Selbstwertgefühl auf der Basis von Mutterschaft wird durch deren Einschränkung in Mitleidenschaft gezogen. Dies mag für die einzelne Frau aufgrund individueller Lebenserfahrung ohne persönliche Bedeutung sein. Lebt sie in einer Gesellschaft, in der Mutterschaft einen besonderen Stellenwert hat und Wechseljahren eine ritualisierte Aufmerksamkeit zukommt (z.B. besondere medizinische Bewertung und Betreuung), so hat sie automatisch eine bestimmte gesellschaftliche Rolle. Für die anderen zählt nicht nur ihre individuelle Persönlichkeit, ihr natürliches Wesen, sondern auch die gesellschaftliche Wertung ihrer Lebensphase.